Java auf dem Pi
Bei der Arbeit an einem Projekt über Prozessein- und -ausgabe mit Java auf Raspberry Pi entstanden Java-Applikationen die Sperrdateien (lock files) im Kooperation mit existierenden C-Steuerungsprogrammen verwenden müssen. Wie seit langem bei C und auf Linux-Plattformen Usus benutzen die C-Programme hierfür flock().
/** Lock file handle. */
int lockFd;
/** Common path to a lock file for GpIO use */
char const * const lckPiGpioPth = "/home/pi/bin/.lockPiGpio";
/** Basic start-up function failure. */
int retCode;
/** Open and lock the lock file.
*
* @param lckPiGpioFil lock file path name
* @return 0: OK, locked; 97: lckPiGpioFil does not exist;
* 98: can't be locked
*/
int justLock(char const * lckPiGpioFil){
char const * lckPiGpio = lckPiGpioFil != NULL
? lckPiGpioFil : lckPiGpioPth;
if ((lockFd = open(lckPiGpio, O_RDWR, 0666)) < 0) {
return retCode = 97;
} // can't open lock file (must exist)
if (flock(lockFd, LOCK_EX | LOCK_NB) < 0) {
close (lockFd);
return retCode = 98;
} // can't lock lock file
return retCode = 0;
} // justLock(char const *)
/* Unlock the lock file. */
void closeLock(void){
flock(lockFd, LOCK_UN);
close(lockFd);
} // closeLock()
Auszug aus
weUtil.c
Bei einer Java-Applikation würde man naheliegenderweise für diese Dateisperren das nutzen, was Java hierzu zu bieten hat:
/** Common path to a lock file for GpIO use. */
static public final String lckPiGpioPth = "/home/pi/bin/.lockPiGpio";
File lockFil;
RandomAccessFile lockFile;
FileChannel lockFileChannel;
FileLock lock;
/** Open and lock lock file.
*
* @param lckPiGpioFil if not null or empty use this path instead of the
* default one ({@link lckPiGpioPth})
* @param verbose true: make the lock process verbose (by option -v) on
* standard output
* @return err 0: OK; else: error, see {@link #ERR_NoLOCKFILE},
* {@link #ERR_NOT_LOCKED}
*/
@Override public int openLock(final String lckPiGpioFil, boolean verbose){
final String lckPiGpio = lckPiGpioFil != null
&& lckPiGpioFil.length() > 3 ? lckPiGpioFil : lckPiGpioPth;
int ret = 0;
try {
lockFil = new File(lckPiGpio);
if (lockFil.exists()) {
lockFile = new RandomAccessFile(lockFil, "rw");
} else {
ret = ERR_NoLOCKFILE;
}
} catch (FileNotFoundException e) {
ret = ERR_NoLOCKFILE;
lockFile = null;
}
if (lockFile != null) lockFileChannel = lockFile.getChannel();
if (lockFileChannel == null) {
ret = ERR_NoLOCKFILE;
} else try {
lock = lockFileChannel.tryLock();
if (lock == null) ret = ERR_NOT_LOCKED; // 98
} catch (IOException e) {
ret = ERR_NoLOCKPROC; // should not happen98
}
if (ret != 0 && verbose) {
System.out.println("JustNotFLock lock error: " + errorText(ret));
}
return ret; // no error
} // openLock(String, boolean)
/** Unlock the lock file. */
@Override public void closeLock(){
if (lock != null) {
try {
lock.release();
} catch (IOException e) { } // ignore
} // lock
if (lockFile != null) {
try {
lockFile.close();
} catch (IOException e) { } // ignore
} // lockFile
} // closeLock()
Auszug aus
JustNotFLock.java
und PiUtil.java
Abgesehen davon, dass es ein bisschen länger als mit C ist, scheint das Java-Äquivalent zu funktionieren: Von zwei oder mehr Java-Applikationen, die die selbe Sperrdatei haben wollen, gewinnt auf diese Weise jeweils nur eine.
Nicht kompatible Dateisperre
Aber leider zeigte es sich, das das Sperren einer Datei (as random access file fully and exclusively) mit Java auf einer Linux-Plattform nicht mit Linux’ flock() — dem Standardvorgehen — kompatibel ist! Von allen C-Programmen oder Programminstanzen (Prozessen) im Wettbewerb um eine Sperrdatei gewinnt das erste, und die anderen müssen warten oder aufhören. Und genau dasselbe kann über Java-Applikationen mit java.nio.channels.FileLock gesagt werden — allerdings selbst dann, wenn bereits ein C-Program eine Sperre (mit flock()) auf dieselbe Datei hat.
Diese Inkompatibilität führt zur Verletzung von singleton-Bedingungen bei der Nutzung bestimmter kritischer Ressourcen — in den Beispielen hier Prozess-IO. Das ist ein Unding mit hohem Schadenspotential. Das muss gelöst werden, bevor man Java-Anwendungen auf beispielsweise einem Prozesskontrollmodul verwendet.
Der Fehler liegt bei Java*)
Wenn man die Übermacht von C auf kleinen (eingebetteten) Systemen
sieht und wenn man in Betracht zieht, dass wir auf einem Linux-System
sind, erkennen wir eindeutig die älteren Rechte von flock() an. Die
Java8-Portierung nach Linux hat eine fehlerhafte Implementierung
von FileLock.
Anm. *): Hiermit hatte ich Unrecht. Der Fehler liegt nicht bei Java; s.u.
Lösung gesucht
Das verpacken von flock() etc. mit JNI scheint der naheliegende Weg. Aber von seiner Hässlichkeit abgesehen beeinträchtigt es die Plattformabhängigkeit und damit eines der dicksten Pfunde, die Java beim Cross-Übersetzen und -Bauen hat. (Es mag ein Vorurteil sein. Aber, wann immer ich JNI einsetzen musste, habe ich es verabscheut.)
Für die letztlich verwirklichte, getestete und benutzte Variante muss man ein bisschen ‘um die Ecke’ denken.
Das Halten eines Prozesses anstelle einer Datei
Eine nette Lösung mit reinem C und reinem Java erscheint, wenn man
- aufhört, Java das Linux/C-kompatible flock() beibringen zu wollen
und stattdessen das Dateisperren (worin Java schlecht ist) zu ersetzen durch - das Starten eines Programms und das Halten des laufenden (!) Prozesses sowie
- Beenden — das bedeutet Entsperren — durch das Töten dieses Prozesses.
Denn das Starten von Programmen und das Handhaben von Prozessen funktioniert gut und mit reinem Java auf allen bisher hierzu benutzen Plattformen. Das betreffende Programm ist das kleine C_Hilfsprogramm justLock. Nach seinem Start versucht es die gegebene Sperrdatei zu öffnen und (natürlich mit flock()) zu sperren. Falls es die Sperre bekommt, läuft es endlos, bis es getötet wird. Daraufhin (im sog. shut down hook) wird es die Datei entsperren. Wenn die betreffende Sperrdatei nicht existiert oder nicht gesperrt werden kann, endet das Programm sofort mit einem Fehlerkode. Letztlich ist justLock ein C-Prozesssteuerprogramm, dass all seiner Prozesssteuerfunktionen entkleidet ist.
Die Handhabung von justLock wird über zwei Methoden (openLock() and closeLock) in Frame4J: de.weAut.PiUtil vermittelt. Somit ist die zu flock() kompatible Dateisperre für Java genauso einfach wie in C.
Die Inkompatibilität vorführen
Wenn man das kleine Programm (justLock) direkt von der Konsole bzw. mit putty ausführt und dies gleichzeitig mit der Java-Applikation JustNotFLock tut, bekommt man zwei Sperren zur selben Zeit auf die selbe Datei. JustNotFLock nutzt Javas eigene Dateisperre mit java.nio.channels.FileLock, welche von Dateisperren des Betriebssystems offensichtlich nichts weiß.
Repositories
Finden Sie bitte die meisten Quellen im GitHub repository weAut. Es spiegelt dieTeile der größeren SVN Entwicklungs-Repositorys, welche für dieses Projekt essentiell sind. Für Kommentare und Probleme dieses Projekts nutzen Sie bitte die Kommentarfunktion dieses Beitrags, die übrigens ein “GitHub issue” ist.
Korrigierendes Nachwort (April 2021)
Rückmeldungen von Lesern und Anwendern machten mir klar, dass es nicht das eine file lock (flock()) von C gibt, zu dem der Java-Ansatz dummerweise nicht passt. Nein bei C unter Linux gibt es mindestens drei unterschiedliche Ansätze — und fleißiges Suchen ergäbe wohl noch ein paar mehr. Einer davon passt zu Java’s Ansatz.
Hätte ich das weiland gewusst, hätte ich die passende C-Lösung
(statt flock()) genommen und Alles wäre gut?
Nun: Ja zu meiner Unwissenheit. Und, Nein nichts ist Gut!
Es ist alles viel schlimmer.
Die mindestens drei file lock Ansätze, die es in C unter Linux gibt sind untereinander inkompatibel. Drei C-Programme können ein lock auf die selbe Datei erhalten. Dies verletzt jede vernünftige Auffassung der Semantik eines file lock — und es hat mit C versus Java nichts zu tun.
Wenn es a) eine historisch erste und verbreitete file lock Lösung im C-Unix-Universum gibt und b) jemand erfindet später eine zweite, dann darf es unter keinen Umständen passieren, dass die zweite Lösung ein lock auf eine Datei erhält, die mit der ersten bereits blockiert ist und umgekehrt. Man denke an “Den exklusiven Zugriff auf Signal xsi, Weiche xwe und Gleissperre xsp schützt der Lock auf die Datei /siglsp_x.lck.” als Beispiel einer systemweiten Regel.
Und wenn c) jemand noch eine weitere Dateisperrlösung erfindet, in der man gar einzelne Bytes und Bereiche (sogar solche, die es gar nicht gibt) sperren kann, so darf es unter keinen Umständen passieren, dass so was auch nur ein byte sperrt, wenn eine bisherige Lösung die ganze Datei sperrt. Und natürlich auch umgekehrt.
Da eine Datei ein sprachunabhängiges Konstrukt ist, müsste diese Sperrsemantik sprachübergreifend gelten und nicht schon in der Basissprache vieler Systeme C kaputt sein.
Kommentare
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